Bretter, die die Welt bedeuten –
Planung Bühnenboden
Was muss bei der Planung von Bühnenholz berücksichtigt werden?
Eigenschaften des Bühnenbodens
Ein Bühnenboden bildet im wahrsten Sinne des Wortes die Grundlage für die Arbeit auf der Bühne. Er muss hohe Lasten aufnehmen können, ohne unter ihnen zu ächzen. Er soll schwarz sein und das Licht nicht reflektieren, als wäre er gar nicht da. Insgesamt wird von ihm erwartet, sich unauffällig zu verhalten, dabei jedoch auffällig lange zu halten. Er bildet den oberen Abschluss der darunter liegenden Maschinerie und das einheitliche Niveau aller Flächen im Bereich der Bühne. Vermutlich ist der Bühnenboden das am meisten unterschätzte Bauteil in einem Theater, denn Planung, Herstellung und Montage verlangen ein hohes Maß an Knowhow und handwerklichem Können.
Bühnenboden – Materialwahl
Die für den Bühnenbetrieb notwendigen, hochwertigen Hölzer sind kostenintensiv und nur begrenzt verfügbar. Da für die Verwendung als verschleißfesten Bühnenboden ein stehender Jahresringverlauf (Riftschnitt) unerlässlich ist, sind nur hinreichend dicke und alte Stämme verwendbar.
Oregon Pine wurde in den 70er Jahren als Ersatz für das in Europa über einen langen Zeitraum nicht verfügbare Pitch Pine eingesetzt. Das am Markt erhältliche Oregon Pine weist jedoch immer häufiger die ursprüngliche bekannte Festigkeit nicht mehr auf, was zu einer recht kurzen Lebensdauer führt. Seit 2016 ist zudem der Preis von Oregon Pine durch das fast vollständige Einschlagverbot in den USA extrem gestiegen. Es ist nur noch aus einzelnen Gebieten der USA oder aus Kanada erhältlich.
Pitch Pine wurde schon vor über 100 Jahren als Bühnenholz verwendet und vereinigt alle Eigenschaften, die für den Theaterbetrieb notwendig sind. Die Oberfläche ist äußerst fest, das Holz bleibt durch den hohen Harzgehalt zäh und splittert annähernd nicht. Die Schraub- und Nagelbarkeit ist dennoch gewährleistet und es hält dem Fahrbetrieb auf Bühnen fast dauerhaft stand. Pitch Pine stammt aus Kanada, aus dem Südwesten der USA und aus Mittelamerika. Lange Lieferketten und geringe Verfügbarkeit beeinflussen jedoch die Kosten eines Bodens aus Pitch Pine.
Schwarzkiefer ist als heimisches Holz dem Pitch Pine nahezu ebenbürtig. Die eingeschlagenen Stämme sind dick genug, um Rifts einzuschneiden. Harzgehalt, Dichte und Festigkeit sind mit denen des Pitch Pine vergleichbar. Im Gegensatz zum Pitch Pine ist die Schwarzkiefer jedoch besser verfügbar. Eine hohe gleichbleibende Qualität sowie kurze Lieferketten sind gewährleistet. Aufgrund des schnellen Wachstums und verhältnismäßig kurzfristiger Wiederaufforstung ist die Verwendung von Schwarzkiefer als besonders nachhaltig zu bezeichnen.
Siebdruck oder Buchensperrholzplatten sind in Spielbereichen von Theatern in der Regel nicht sinnvoll einsetzbar, da diese Platten nicht schraub- und nagelbar sind und sich darüber hinaus die Oberfläche nur in geringem Umfang schleifen lässt. Außerhalb von Spielbereichen, zum Beispiel in reinen Transportbereichen, auf Lagerflächen oder in Aufzügen können sie jedoch eingesetzt werden. Hierbei ergeben sich Vorteile durch eine höhere Belastbarkeit und einen günstigeren Preis.
Diele vs. Plattenmaterial
Der „klassische“ Bühnenboden wurde noch bis vor 15 Jahren als Dielenboden ausgeführt. Hierbei wurden 40 bis 60 mm starke Vollholzbohlen mit Nut und Feder gefräst und miteinander verleimt.
Ökologisch ist ein Dielenboden heutzutage nicht mehr vertretbar, da die Nutzschicht lediglich ca. 20% der hochwertigen und seltenen Hölzer beträgt.
Zudem sind die Anforderungen des Spielbetriebs an den Bühnenboden im Hinblick auf die Belastbarkeit mit den Jahren deutlich gestiegen. Der Einsatz von Flurförderfahrzeugen (beispielsweise Stapler oder Hubsteiger) auf der Bühne führt zu hohen Punktbelastungen, welche von einem Dielenboden nicht mehr aufgenommen werden können.
Aus diesen Gründen ist die Diele dem Plattenmaterial gewichen. Platten bestehen in der Regel aus einer Mittellage aus Sperrholz, einer nutzbaren Deckschicht aus Pitch Pine oder Schwarzkiefer sowie einer Gegenlage, die ebenfalls aus Sperrholz besteht. Die Deckschicht hat eine Stärke von etwa 8 bis 10 mm, was ausreichend ist, den Bühnenboden während seiner Lebensdauer mehrmals abzuschleifen. Somit werden die kostbaren Hölzer sparsam eingesetzt und optimal ausgenutzt.
Plattenmaterial lässt sich aufgrund großer, zusammenhängender Flächen schneller montieren als Dielen. Bei Einsatz auf Anlagen der Untermaschinerie ist häufig sogar eine passgerechte Vorfertigung im Werk möglich, sodass der Zuschnitt auf der Baustelle entfallen kann.
Bühnenboden – Aufbau
Die Unterkonstruktion (Lagerhölzer) werden auf den Rohfußboden oder – bei bühnentechnischem Stahl- und Maschinenbau – auf die Belagträger geschraubt. Sofern es erforderlich ist, können im Bereich der Unterkonstruktion auch Maßnahmen zur Körperschallentkopplung vorgenommen werden.
Die Lagerhölzer werden millimetergenau nivelliert; sie geben dem neuen Bühnenboden die Genauigkeit in Form und Lage vor. Bei geringen Aufbauhöhen können Bühnenböden auch auf einer Schüttung anstelle von Lagerhölzern verlegt werden.
Die Platten werden so auf den Lagerhölzern verlegt, dass die Maserung des Deckbelags parallel zur vorderen Bühnenkante liegt. Sie werden von oben mit den Lagerhölzern verschraubt, versenkt und die Bohrungen durch Querholzdübel verschlossen, die gemeinsam mit dem Bühnenboden geschliffen werden können.
Verschleißbehaftete Kanten des Bodens (bspw. im Bereich von Fahrspalten) können mit winkelförmigen Hartholzleiten versehen werden. Diese können durch den Betreiber selbst bei Erreichen der Verschleißgrenze ausgetauscht werden.
Häufig liegen unterhalb des Bühnenbodens Steckstellen für die Licht- und Tontechnik. Um diese bei Bedarf erreichen zu können, werden Bodenklappen mit entsprechend gestalteten Kabeldurchführungen vorgesehen. Durch eine aneinandergereihte Anordnung solcher Klappen können auch Kabelkanäle hergestellt werden, um inszenierungsbedingte temporäre Verkabelungen unter dem Boden verschwinden zu lassen.
Bühnenboden – Montagebedingungen
Bühnenholz weist eine sehr geringe Holzfeuchte von maximal 10 % auf. Um bei der Montage zu verhindern, dass das Holz aus der Umgebung Feuchtigkeit „zieht“, die es später wieder abgibt, es dadurch schwindet und sich Risse bilden, sind bestimmte klimatische Konditionen einzuhalten. Dies gilt vor allem für Baustellen, wo es mitunter zu ungünstigen Kombinationen aus niedrigen Temperaturen und hoher Luftfeuchtigkeit kommen kann. Luftfeuchtigkeit und Temperatur sind daher während der Bauphase ständig zu überwachen und bei Bedarf entsprechend anzupassen.
Bühnenboden Oberfläche
Die Oberfläche von Bühnenböden kann mit Öllasuren oder PU-Farben auf Wasserbasis gestrichen werden. Wichtig ist hierbei, dass die verwendeten Farben über eine bauaufsichtliche Zulassung verfügen. Lasuren sind weniger anfällig für Beschädigungen durch Klebebänder, PU-Farben sind dafür deutlich schneller zu verarbeiten, glänzen nicht und sind abriebfester.